Berauscht in der Schule – Vilshofener Anzeiger vom 3.Dezember 2021

Projekt über Alkoholmissbrauch am Sonderpädagogischen Förderzentrum

Näheres kann im folgenden Artikel aus dem Vilshofener Anzeiger vom 3. Dezember 2021 nachgelesen werden:

Die Klasse L 7/8 zusammen mit Sozialpädagogin Gertraud Kindermann (l.) und i Klassenleiter Markus Küppers (2.v.r.).
Die Klasse L 7/8 zusammen mit Sozialpädagogin Gertraud Kindermann (l.) und i Klassenleiter Markus Küppers (2.v.r.).

Mit einem Bier oder einer Cola mit Schuss fängt es vermeintlich harmlos an – und schon können die Weichen gestellt sein auf dem gefährlichen Weg in den Alkoholismus. Deshalb beteiligten sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7./8. der Franz-Xaver-Eggersdorfer-Schule sehr engagiert an einem Projekt zum Thema Alkoholismus und setzten sich mit den brisanten Fragen auseinander, wie sich eine Alkoholabhängigkeit entwickelt und welche körperlichen, geistigen und sozialen Folgeschäden auftreten können. Die Schülerinnen und Schüler konnten im offenen Austausch Fragen stellen und über die eigenen Erfahrungen mit Alkohol sprechen.

An dem gemeinsamen Projekt von Sozialpädagogin Gertraud Kindermann und Klassenlehrer Markus Küppers nahm auch Zlatka Bensch, Klassenleiterin der 7a der Mittelschule St. Georg teil, die sich informieren wollte, wie Unterricht in der Förderschule abläuft.

Spannend berichtete Gertraud Kindermann über ihre frühere Arbeit an einer Suchtberatungsstelle. Sie schilderte die häufig auftretenden Folgeschäden bei Alkoholabhängigen, darunter Leberschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Abbau des Gehirns, Depressionen, Beziehungskrisen bis hin zur Scheidung und massive Familienkonflikte. Vielfach komme es auch zum Führerschein-Entzug und zu großen Problemen am Arbeitsplatz.

Die Schüler sammeln mit der aufgesetzten Rauschbrille Münzen auf. −Fotos: Bensch
Die Schüler sammeln mit der aufgesetzten Rauschbrille Münzen auf. −Fotos: Bensch

Ein besonders häufiges Problem wurde den Schülern in der Diskussion vor Augen geführt: Die Betroffenen erkennen lange nicht, dass sie schon abhängig sind und verharmlosen die Situation. Es dauert meist lange, bis sie den Weg zu einer Suchtberatungsstelle, zum Gesundheitsamt oder Arzt finden und professionelle Hilfe annehmen können. „Ohne einen gewissen Druck von Angehörigen, ihre Ermutigung und Unterstützung geht es meistens nicht“, sagte die Sozialpädagogin. Durch Beratung und Therapie – ambulant oder in einer Fachklinik – bestünden jedoch gute Chancen, von der Sucht wegzukommen und wieder ein geregeltes, normales Leben zu führen.

Markus Küppers wies darauf hin, welche Auswirkungen schon ein Glas Bier haben kann – hier könnten sich bereits Wahrnehmungsstörungen zeigen: „Bei größeren Mengen hochprozentigen Alkohols kann es zur Vergiftung kommen, zu massiven Ausfallerscheinungen bis hin zu Koma oder Tod.“ Das Beste sei natürlich, erst gar nicht mit dem Trinken anzufangen.

Dazu müssten die jungen Menschen sich selbst motivieren und das Selbstvertrauen stärken; sie müssten aber auch darin bestärkt werden, „nein“ zu sagen, wenn ihnen jemand Alkohol, Zigaretten oder Drogen „aufdrücken“ will. „Der Gruppendruck ist enorm hoch“, argumentierte Küppers. Deshalb sei es entscheidend für jeden einzelnen, einen vernünftigen Umgang mit Alkohol zu erlernen. Wichtig sei es aber auch, Sorgen und Probleme nicht in sich hineinzufressen oder „hinunterzuschlucken“, sondern sich rechtzeitig jemandem anzuvertrauen.

„Voll cool“ fanden die Schülerinnen und Schüler anschließend den praktischen Teil: Beim Tragen der „Rauschbrillen“ erlebten sie, wie es sich anfühlt, 0,8 oder 1,2 Promille Alkohol im Blut zu haben: Verzerrt, verschwommen und „voll krass“.

Eine Aufgabe war dabei, eine Münze vom Boden aufzuheben oder einen Schlüssel in ein Schlüsselloch zu stecken – beides war nur mit großer Mühe möglich. Durch die Rauschbrillen kamen die Jugendlichen zu der Einsicht: Alkohol hat im Straßenverkehr nichts zu suchen – viel zu gefährlich!

Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich zum Schluss sehr beeindruckt und freuten sich darauf, dass das Thema „Sucht“ noch weiter vertieft wird. − va

   


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